

44 SCHUMANN_Fantasie & Kreisleriana
Fantasie C-Dur op. 17
Schumann wand sich, um vom Vater der jungen und berühmten Virtuosin Clara
Wieck, in die er unsterblich verliebt war, akzeptiert zu werden. 1836 zwang
Friedrich Wieck – Schumanns Klavierlehrer – das zukünftige Paar zu einer
schmerzhaften Trennung, die ein Jahr andauerte. Alle damals komponierten
Werke waren von Claras Person gezeichnet (ihre Abwesenheit, das sehnsüchtige
und unerträgliche Warten). Die
Fantasie op. 17
ist Schumanns Beitrag zu Liszts
Projekt für die Errichtung eines Beethoven-Denkmals in Bonn anlässlich dessen
zehnten Todestages. Ein absoluter Erfolg auf dem Gebiet der Großform für
Klavier, wurde diese Partitur in drei Sätzen als Symbol der romantischen Seele zur
wesentlichen Etappe des Klavierrepertoires. Der enorme erste Satz („Durchaus
fantastisch und leidenschaftlich vorzutragen“) ist der am meisten durchgeführte
und der inhaltsreichste, wie „eine Annäherung an eine Sonate“ (Marcel Beaufils).
Trotz des gewaltigen Tons und der häufigen Diskursbrüche bleibt ab der ersten
Phrase eine fieberhafte Spannung bestehen. Diese „tiefe Klage“ um Clara wird nur
kurz durch eine Melodie unterbrochen, die Beethovens Lied
An die ferne Geliebte
zitiert, von dem Liszt eine Klaviertranskription erstellt hatte und das eine doppelte
Hommage erbringt, sowohl an den Widmungsempfänger der
Fantasie
als auch
an Clara (die tatsächliche ferne Geliebte!). Schließlich halten Hoffnung und Licht
Einzug, doch vielleicht handelt es sich lediglich um eine Hommage an Beethovens
Sonate op. 111
, die ebenfalls in den tiefen Lagen des Klaviers mit einer sanften Hymne
an die Nacht schließt.