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MENAHEM PRESSLER
Sie haben Beethovens Bagatellen ausgewählt und schaffen so
eine spirituelle Verbindung zu Mozart…
Beethoven war geprägt von Mozarts Schreiben. Er hätte gerne bei ihm studiert
und man sagt, er habe ihn 1787 auch getroffen. Aufgrund des Todes der Mutter sah
er sich gezwungen, auf das Studiumzu verzichten, um für den Lebensunterhalt der
Familie zu sorgen. Später hat er dann mit Haydn gearbeitet.
Der Einfluss Mozarts ist bis in die
Diabelli-Variationen
hinein spürbar, dem späten
Meisterwerk, das den
Bagatellen
jedoch vorausgeht.
Glauben Sie, Beethoven habe sich dank der
Bagatellen
eine neue,
freiere musikalische Form ausdenken können, die wiederum das
Schreiben Schuberts ankündigt?
Nein, das glaube ich nicht. Beethoven hat keine neuen Formen erfunden, und ich
glaube nicht, dass Schubert Kenntnis von den
Bagatellen
hatte. Dass Schubert sich
der Wichtigkeit von Beethovens Sonaten vollauf bewusst war, das wiederum ist
erwiesen. Erst nach dessen Tod hat er seine letzten Sonaten komponiert, die voller
fantastischer Kühnheit in der Harmonik sind.