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NICOLAS DAUTRICOURT

Beschäftigen Sie sich gerne mit ausgefallenem Repertoire?

Ja, aber das allein ist kein ausreichendes Kriterium, denn ich denke, dass die

Nachwelt die Dinge eigentlich ganz richtig eingerichtet hat… Sagen wir es mal

so: Es gibt Schätze, die, wenn sie schon nicht versteckt, so doch zumindest

unterschätzt werden, und ich gebe mir Mühe, sie so oft es geht zu spielen. Das

können zum Beispiel Stücke aus Gabriel Faurés letzter Schaffensperiode sein, die

ich über alles liebe, oder aber, in einemganz anderen Stil, Stücke von Josef Suk, den

ich kürzlich erst entdeckt habe, und noch viele andere… Vergessen wir nicht, dass

der große Ysaÿe sogar so weit ging, bestimmten Organisatoren damit zu drohen,

das Konzert abzusagen, wenn sie nicht akzeptierten, dass einWerk von Chausson

dabei war! So weit gehe ich noch nicht, aber mir missfallen zu konventionell

angelegte Programme, und ich mag es nicht, dem Publikum nur das zu bieten,

was es bereits kennt. Für mich kann ein Konzertprogramm am Ende nicht reich

und spannend sein, wenn es nicht ein oder mehrere Werke unserer Zeit, vom

Meisterwerk des zeitgenössischen Repertoires bis zur bloßen Entdeckung letzten

Kompositionen, umfasst.