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Sie haben Vladimir Horowitz in NewYork getroffen. Er hat eine legendäre

Version der

Kreisleriana

aufgenommen. Hat er Ihnen Ratschläge zur

Interpretation Schumanns gegeben?

Paradoxerweisenein, obwohl ichdasVergnügenhatte, ihnbei sichzuHauseproben

zu hören, insbesondere die

Sonate

von Liszt. Er zeigte mir gern seine Interpretation

der Werke, die er ins Programm seiner nächsten Konzerte aufnahm, aber behielt

die Geheimnisse seiner Kunst stets für sich. Horowitz hatte das Genie, die

Klangebenen, die er sich bereits innerlich vorgestellt habenmusste, auszuarbeiten,

bevor er sich ans Klavier setzte. Obwohl die Erfahrung nicht wiederzugeben ist,

kann man sich doch vorstellen, dass mein Spiel durch ihn beeinflusst wurde, auch

in Bezug auf Schumann, dessen Geheimnisse er mir nicht verraten hat. InWahrheit

interessiert mich am Klavier der Ton am meisten, wie man ihn gestaltet, damit er

seinenWeg vomInterpreten zumZuhörer findet. Schumann stellt indieser Hinsicht

ein ausgezeichnetes Modell dar, ebenso wie Debussy oder Fauré.

Ich werde mich im Übrigen an der Akademie, die kürzlich an der Ecole Normale de

Musique de Paris gegründet wurde, dem Unterrichten der französischen Musik

widmen. Gemeinsammit befreundeten Pianistenwerde ich die Kunst übermitteln,

wie sie mir vermacht wurde und mich seit jeher begleitet.

JEAN-PHILIPPE COLLARD