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TALICH QUARTETT

Wut und Enttäuschung eröffnen den ersten Satz (Allegro). Das Nebenthema ist

ruhiger, der Musiker flüchtet sich in die Einsamkeit. Das folgendeAllegroModerato

hat mit dem

Ersten Streichquartett

nicht nur die Tonart e-Moll gemeinsam, sondern

auch die Verwendung eines Tanzes, einer Polka. Sie verklingt in ein Andante

cantabile, ein sanftes Wiegenlied im Rhythmus einer Dumka. Der dritte Satz

(Allegro non più moderato, ma agitato e con fuoco) ist eine Art düstere Fuge, eine

atemlose und abgehackte Flucht ohne Anhaltspunkte. Smetana schreibt hier,

wahrscheinlich ohneAbsicht, eine Hommage an Beethoven; der Satz ist besonders

sorgfältig ausgearbeitet und Reminiszenzen an seine letzte Oper

die Teufelswand

sind hörbar.

Das Finale (Presto) beschließt diese letzte Kammermusikkomposition Smetanas in

einementschieden tschechischen Kolorit. In der Trunkenheit einer Polkawendet er

sich mit einem leidenschaftlichen Abschiedsgruß an eine Kultur, für die er sich ein

Leben lang unermüdlich eingesetzt hat. Treffend nennt er diesen letzten Satz „Sieg

über das Schicksal“.

Der dichte Satz und sein lapidarer Aspekt sind absolute Neuheiten für diese Zeit.

Arnold Schönberg hatte dieses Werk genau studiert und hielt sehr viel davon.

Leoš Janáček seinerseits sah sich als Erben Smetanas, dessen Musik seine eigenen

Kompositionen stark beeinflusst hatte.

Das

Streichquartett in d-Moll

wurde am 3. Januar 1884 im Konvikt von Prag, vier

Monate vor Smetanas Tod uraufgeführt.