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Das Revolutionsjahr 1848 und der wachsende tschechische

Nationalismus prägten den jungen Musiker stark und beeinflussten

in der Folge sein gesamtes musikalisches Schaffen. Tatsächlich

hatten die radikalen Forderungen der nationalistischen Bewegungen

Mitte des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Einfluss auf die

meisten damaligen europäischen Komponisten, insbesondere im

habsburgischen Reich. Die Dominanz des Deutschen als offizielle

Spracheundder deutschenKultur inallengesellschaftlichenBereichen

wurde den zentraleuropäischen Völkern je länger je unerträglicher und

sie suchten sich davon zu befreien.

Schließlich war er der erste Komponist der sich für die Ursprünge

böhmischer Musik interessierte, der erste, der die tschechische

Sprache in seinen Opernlibrettos verwendete, was von den

österreichischen Behörden als Provokation verstanden wurde, und

der auch regionale Rhythmen und Melodien in seine Kompositionen

integrierte. Im Gegensatz zu Dvořák, der all seinen Werken ein lokales

Kolorit gab, tauchte Smetana seine Feder in den Realismus und die

Spontaneität der Volkssprache. Seine Opern und vielleicht mehr noch

sein Klavierwerk, von denen einige Stücke der Virtuosität Liszts in

nichts nachstehen, zeugen ebenso vom revolutionären Musiker wie

vom „Tonforscher“ der ältesten Musik.