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Philippe Bianconi

William Beaucardet

Philippe Bianconi

Philippe Bianconi: Glut auf dem Elfenbein

Aus Italien hat er seinen Namen und seine in ihm verborgene Leidenschaft, die ihn auf der Bühne erzittern lässt und sein Publikum bewegt. Italien lässt in ihm die Klänge seiner vertrauten Sprache und der mediterranen Überschwänglichkeit seiner Kindheit erklingen. Doch Philippe Bianconi wurde in Nizza geboren und von Frankreich geformt. Seither verschmelzen in ihm als Künstler und als Mann Besonnenheit und glühende Leidenschaft, Zurückhaltung und inneres Feuer, gewandt in eine Eleganz und ein Leuchten, die man in seiner Präsenz und seinem Blick zu spürt und genießt, wenn er am Klavier sitzt.

Als junger Mann gelang ihm dank Pierre Cochereau ein Raketenstart bei internationalen Wettbewerben gleich nach seinem Abschluss am Conservatoire de Nice. Sein Aufstieg stand außer Zweifel, nachdem er das Klassenzimmer von Simone Delbert-Février betreten hatte, sie selbst einst Schülerin bei Marguerite Long und Robert Casadesus. „Sing!“ „Hör zu!“ Die Aufforderungen der raffinierten, mitreißenden und feurigen Lehrerin hört er noch heute und gibt sie an seine Studenten an der École Normale de Musique de Paris weiter. Am Wegesrand traf er Gaby Casadesus. Mit ihr feilte er an der stilistischen Reinheit und der Klarheit des musikalischen Ausdrucks – die er beide seit den Anfängen seiner Ausbildung pflegt. Beim russischen Pianisten Vitaly Margulis fand er die ihm eigene Klangdichte, die aus den Textlücken und den Harmonielöchern eine Ausdrucksstärke schöpft, welche stets im Dienste des Sinns steht. Zwei auf einen Streich! Der erste Preis bei der Cleveland International Piano Competition, dann der zweite Preis bei der Van Cliburn International Piano Competition. Er triumphierte in der Carnegie Hall und seine Karriere in Amerika nahm ihren Lauf… Dann in Europa, Frankreich, der ganzen Welt, im Konzert oder mit den renommiertesten Musikern von heute. Und stets im Kielwasser der Casadesus‘, aber auch von Nadia Boulanger. Wie selbstverständlich trat er Philippe Entremonts Nachfolge als künstlerischer Leiter des Amerikanischen Konservatoriums von Fontainebleau an.

Im Konzert empfindet er diese Schwingung in der Luft, wenn sich Stille über den Saal legt, als teuer, befreiend, inspirierend. Dort stellt er sich den verrücktesten Herausforderungen, wie an einem Abend zwei Konzerte von Brahms zu spielen. Wenn er in sein Stück Paradies irgendwo im Süden zwischen Meer und Bergen zurückkehrt, erinnert er sich an seine Jugend, an seine Eltern, die ihn in die Oper mitnahmen, an die sehr früh gespürte Liebe für den Gesang, die ihn nie verlassen wird. Er erinnert sich an Hermann Prey, den er mit 22 traf, und Schubert, der sie auf einer Platte vereinte, und acht Jahre auf den Bühnen der Welt, die Wigmore Hall, die Scala, München, New York… Dann singt sein Klavier, atmet, wird Fleisch und Seele. Und Chopin, Schumann, Brahms, aber auch seine geliebten Franzosen, Debussy und Ravel, vertrauen dem Musiker-Poeten mit überwältigender Hingabe die Schätze ihrer Geheimnisse an.