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Mehr als dreizehn Jahre mussten verstreichen, bevor Mozart sich

dann erneut der Sache zuwendet. Dazwischen liegen zahlreiche

Reisen, der Bruchmit Colloredo, der Umzug nachWien und erste Erfolge.

Warum also ist Mozart 1787 überhaupt auf diese Form zurückgekommen und

hat sogar drei der Stücke imSubskriptionsverfahren angeboten? Es fehlt nicht

an Erklärungen, aber sie bleiben alle spekulativ.

Vielleicht hatte Mozart kurz zuvor Boccherini getroffen, der zur gleichen

Zeit – auf seinem Weg an den preußischen Hof nach Berlin – in Wien

vorbeikam. Wenig wahrscheinlich dies. Ist es dann vielleicht das Ergebnis

einer ganz konkreten Auftragsarbeit? Nicht weniger unwahrscheinlich dies,

da die drei Werke in einem gemeinsamen Subskriptionspaket geschnürt

waren. Lag es vielleicht daran, dass für den Komponisten gerade in diesem

Jahr eine Zeit voller Zweifel und Traurigkeit begann? Der Erfolg blieb aus; der

Misserfolg der

Hochzeit des Figaro

verbitterte ihn; er wusste, dass ihm nicht

viel blieb, und dass neue Orchesterwerke wie zum Beispiel Sinfonien inWien

kaum auf Interesse stoßen würden: seine letzten großen Kompositionen, die

38. Sinfonie

und das

Concerto KV503

, hatte er für die Stadt Prag geschrieben

(wo der

Figaro

ein Triumph war).

Wendet er sich vielleicht also deshalb der Kammermusik zu – einer

Musik in kleinen Besetzungen – weil diese kleineren Besetzungen

eben leichter zusammenzubringen sind und leichter dazu gebracht

werden können, solche Stücke zu spielen? Sollte dies der Grund

gewesen sein für die Rückkehr zu den Quintetten? Wahrscheinlich

hatteMozart nachden sechs Quartetten,dieHaydngewidmetwaren,

vorübergehend die Möglichkeiten des Quartetts ausgeschöpft.

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