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Ein wenig anekdotenhaft aber, das ist es schon, verglichen mit den zwei

anderen Quintetten aus demselben Jahr, zwei gewaltige Meisterwerke,

zwillinghaft, die von einem Ausmaß sind, wie es in der Kammermusik von

Amadeus höchstselten anzutreffen ist: jedes für sich genommen dauert

ungefähr fünfunddreißig Minuten. Es ist wie als repräsentierten diese beiden

Werke die zwei Seiten des Künstlers Mozart.

Das Erste der Beiden

in C-Dur

, drückt, ohne dabei in übermäßige Freudigkeit

zu verfallen, einen gewissen Optimismus aus, eine Rüstigkeit und den

Reichtum eines sehr erfindungsreichen Schreibstils, was – alles zusammen –

das Werk strahlen lässt.

Das Streichquintett KV516

hingegen, in g-Moll

(einer Tonart, die bei Mozart insbesondere Verzweiflung und Tragik Ausdruck

verleiht) wirkt wie eine dramatische Befragung zumTod.

Abgesehen von der Angst vor der Zukunft und seinem erschütterten

Selbstvertrauen musste sich Wolfgang Amadeus der Krankheit Leopolds,

seines Vaters, stellen, der in Salzburg geblieben war. Im April erfährt er von

der Krankheit und er schreibt sofort, noch am 4. April, einen schmerzlich

stechenden Brief, den in einer gewissen Länge zu zitieren man mir hier

verzeihe, offenbart er doch so anschaulich den seelisch-geistigen Zustand, in

dem der Komponist sich befand, als er seine zwei großen Quintette schrieb.

„… wie sehnlich ich einer tröstenden Nachricht von ihnen selbst entgegen sehe, brauche ich ihnen

doch wohl nicht zu sagen; - und ich hoffe es auch gewis - obwohlen ich es mir zur gewohnheit

gemacht habe mir immer in allen Dingen das schlimmste vorzustellen - da der tod /:genau zu

nemmen:/ der wahre Endzweck unsers lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren mit

diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein bild nicht alleine

nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes! - und ich

danke meinem gott daß er mir das glück gegönnt hat mir die gelegenheit /:sie verstehen mich:/ zu

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