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56 MOZART_QUATUOR TALICH

Sein Genie lag darin, die Formen und Praktiken, die andere bereits ausprobiert

und verfeinert hatten, zu transzendieren.

Haydn gestaltete im Zuge der Erschaffung seiner hundertvier Sinfonien mit

viel Fantasie und Eingebung das Genre der Sinfonie. Man kann ihn mit Fug

und Recht als den Vater des Klassizismus bezeichnen. Doch hat Mozart ihn

ohne jeglichen Zweifel mit dem Erschaffen seiner sechs letzten Sinfonien, die

er unter dem Einfluss seines älteren Komponisten-Kollegen geschrieben hat,

weit übertroffen.Manhöre nur das

Adagio

der

Linzer

Sinfonie, die Schlusssätze

der

Prager

und der

Jupiter

Sinfonienoder aber den ersten Satz und vor allemdas

Menuetto

aus der 40. Sinfonie in g-Moll, umall das zu erkennen, wasAmadeus

als nicht zu Imitierendes, als Ewiges und so gesehen als Geniales besaß.

Haydn übernahmmit seinen an die achtzig Quartetten die gleiche Rolle wie

bei den Sinfonien. Mozart, nachdem er mehrere der Quartette gehört hatte,

war von ihnen so tief beeindruckt, dass er sich selbst daran machte, in dieser

Form zu komponieren. Doch die sechs Quartette, die er daraufhin schuf, um

sie hernach jenem Musiker, den er so sehr verehrte, zu widmen, scheinen

einer anderen Welt anzugehören, einer Welt, die auf andere Art dramatisch,

auf andere Art ausgereift ist.

Haydn selbst hatte die ungeheure

Überlegenheit seines jungen Schülers

anerkannt,undso ist esalsokeineBeleidigung

gegenüber Haydn, wenn man auf sie zu

sprechen kommt.