No products in the cart.

Théo Fouchenneret

© Lyodoh Kaneko

Théo Fouchenneret

Musik ist Théo Fouchennerets Sprache, jene, die spontan aus ihm hervordringt, wenn er von sich selbst oder dem Leben erzählt. So behauptet sein Bruder Pierre im Übrigen von ihm, er sei ein Vogel. Zwar kommt es vor, dass der Musiker still ist und sein Klavier einen Augenblick verlässt, doch in der Zeit beschäftigt er sich nicht etwa mit materiellen Belanglosigkeiten oder irgendwelchen Gedanken. Nein, die Musik steckt ihm im Leib und arbeitet weiterhin in ihm, bereit hervorzuquellen, sobald er wieder von den guten Dingen des Lebens genährt am Klavier sitzt.
Mit dem Geiger Pierre, seinem neun Jahre älteren Bruder, war er schon in frühester Kindheit eng verbunden. Beide brachten Klassik in die Familie ein, die im Rhythmus der aktuellen Musik und des Jazz lebte. Nach seinen Anfängen mit der Geige verfolgte Théo, der das Talent seines Bruders bewunderte, nur ein Ziel: mit ihm zu spielen. Und was hätte es da Besseres gegeben, als Klavier spielen zu lernen? Schon bei ihren allerersten Duetten entbrannte Théos Leidenschaft für Faurés Musik. Einige Jahre später ging er beim Concours International Gabriel Fauré in Pamiers als Sieger hervor.
Seit seinen Anfängen am Konservatorium von Nizza mit Christine Gastaud hielt er seinen Kurs. Die soliden Grundsätze der anspruchsvollen und begeisterten Lehrerin leiten ihn noch heute: jede Note zu schätzen wissen, eine Note mit Bedauern zurücklassen, um zur nächsten überzugehen, Geschichten erzählen, die Flamme nähren… Ein Jahr mit Hortense Cartier-Bresson öffnete ihm die Tore zum Pariser Konservatorium, wo er schon sehr jung seinen Abschluss machte. Daraufhin konzentrierte er sich aufs Wesentliche. Wettbewerbe wollte er auf keinen Fall häufen. Zwei gut ausgewählte reichten ihm: Der Concours International de Musique de Chambre de Lyon und im selben Jahr der Concours de Genève. Nach zwei ersten Preisen und zusätzlich fünf Sonderpreisen im Bereich der Kammermusik konnte sich Théo nun etwas anderem widmen.
Im Folgejahr wurde er beim französischen Musikpreis Victoires de la musique classique ausgezeichnet, gab zahlreiche Konzerte und befasste sich mit einem Projekt: seiner ersten Platte bei La Dolce Volta mit Beethovens Waldstein- und Hammerklaviersonate. Zwar müssen diese Monumente der Musik in seinen Augen nicht jahrelang reifen, doch manchmal braucht Musik auch Zeit. Sein Durst nach Repertoire muss sich mit seinem Anspruch einer stets gelungenen Arbeit einigen. Nun, nach langer Reifezeit, hält er Faurés Nocturnes fest. Théo blickt gen Zukunft: Mendelssohn und später Schubert… Vielleicht wird er eines Tages Bach einspielen, dessen Orgelwerk er bewundert: in der Zeit zurückreisen und zur Quelle der Musik gelangen, mit der er heute verkehrt, um auf dem von Murray Perahia und András Schiff geschlagenen Pfad die Offensichtlichkeit des Diskurses, des Klangs, der reinen Emotion in der ungekünstelten Ausdruckskraft des Kontrapunkts zu finden.
Seit Théos ersten Erfahrungen hat die Kammermusik mit ihrem Versprechen bereichernder Treffen und vielseitiger Projekte einen steten Platz in seinem Künstlerleben inne. Von Beethoven bis Strawinsky, vom Duett bis zum Quintett – sein Repertoire ist immens! Doch seine erste Gesamtaufnahme mit seinem Bruder widmete er Robert Schumann. Auch Béla Bartók ist Teil seiner Palette: Hortense Cartier-Bresson steckte ihn mit der Faszination für dessen Musik, der Vielfalt seiner Emotionen und der Kraft seines Aufbaus an. Im Konzert ist Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug stets ein aufregendes Abenteuer. Und sie einspielen? „Ein Traum! Aber bei diesem Werk braucht es Geduld…“ Für Théo Fouchenneret verhält es sich mit Werken ebenso wie mit den edelsten Weinen.