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Was zieht Sie am Hammerklavier an?

Von diesem Instrument geht ein nostalgischer Charme aus. Es trägt einen in eine

andere Epoche fort. Aber stärker noch als der Bezug zur Vergangenheit interessiert

mich die Verbindung zum Klang, zur Fingerfertigkeit. Die Fragilität des Klangs

stört die körperliche und geistige Beziehung des Interpreten zum Instrument.

Ein großer Klaviervirtuose, der es gewohnt ist, Herrscher über sein Klavier zu

sein und die Dezibel steigen zu lassen, ist mit einem zugleich zerbrechlichen und

unbezähmbaren Instrument konfrontiert. Das ist ganz und gar etwas anderes.

Das Hammerklavier duldet weder Kraft noch lässt es Perfektion zu. Es widersteht

all diesen Automatismen, die auf dem modernen Klavier erforderlich sind. Dies

wandelt die Beziehung zur Interpretation und führt zu größerer Demut: Wir

sind nicht mehr Herr, doch lauschen Makeln, Überbleibseln oder quietschenden

Hämmern. Übrigens habe ich diese Unebenheiten absichtlich auf der Platte

beibehalten.

Welche Vorzüge bietet diese Konfrontation?

Ich habe dieses Programm nicht als Konfrontation erdacht. Weder zwischen den

Komponisten, noch zwischen den Instrumenten. Sie begleiten einander eher. Auf

der Platte sind zwei Komponisten und zwei Instrumente vereint, die erstaunlich

harmonisch nebeneinander existieren. Mein Ziel ist es nicht, irgendetwas zu

beweisen oder von einem zum anderen zu springen: Vielmehr hat mich eine

persönliche Entwicklung ganz selbstverständlich zu einem Projekt dieser Art

gebracht. Es entspricht meiner Laufbahn.

MOZART // CLEMENTI