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74 CHOPIN_POLONIA

Sie haben sich auf die großen Polonaisen (Op. 26, Op. 40, Op. 44, Op.

53,

Polonaise-Fantaisie

) konzentriert und die Werke der jungen Jahre

ausgelassen. Warum?

Ich würde gern die ersten Polonaisen aufnehmen. Ich wollte übrigens einige oder

wenigstens eine mit aufzeichnen, aber habe es mir anders überlegt, denn es liegen

fünf Jahrezwischender letzten inWarschaukomponiertenPolonaiseundder ersten

großen Pariser Polonaise. Es ist eine andere Welt, im Exil, Schmerz, Verzweiflung,

ein musikalischer Protest gegen die verhöhnte Freiheit. Es war besser, in diesem

einzigartigen Universum zu verweilen.

Wie verstehen Sie das großartige Gedicht

Polonaise-Fantaisie

?

SieistwieeineSynthesealleranderen.SieistzugleicheinEposundeinKlagegedicht,

Wut und Akzeptanz und auch Improvisation, was die Aufnahme dieses Werks

nicht einfach gestaltet. Chopin ist als ausgezeichneter Improvisator bekannt. Er

änderte bereitwillig seine eigenen Noten, ließ seine Schüler oft improvisieren. In

der

Polonaise-Fantaisie

spielt die gefundene statt gesuchte Komposition eine große

Rollewie im

erstenTeil:Vor

uns tut sichbuchstäblicheine andere Klangwelt auf,mit

dieser Phrase deren Ende man bis zur begeisterten Quintessenz der letzten Takte

nicht zu erreichen gewillt ist. Als ich sie spielte, wollte ich das Gefühl vermitteln,

dass ich sie entdeckte.