Background Image
Previous Page  72 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 72 / 80 Next Page
Page Background

MOZART_QUATUOR TALICH

72

extreme Nüchternheit desWerks beleuchten in den kleinsten Einzelheiten seine

Komplexität, ohne dabei eine typisch Mozartsche Klarheit und Transparenz

zu opfern - abgesehen vom Adagio des ersten Satzes, auf den der Beiname

„Dissonanzen-Quartett“ zurückzuführen ist. Der Lichtschein, der diese so

melancholische und schmerzhafte Eröffnung umgibt, ist wohl alsAusforschung

der Vergangenheit gemeint. Im folgenden Satz scheint alles aufzuleuchten. Mit

demAndante cantabile erneuert sich der Kampf von Schatten und Licht in Form

eines ergreifenden Gebrummes, das einem sanften Murmeln entgegengestellt

wird.DieFinsternisdes Finalesweicht unvorhersehbar demNahenvonSanftheit

und Licht,mit denendieser dem „sehr teuerenFreund“ gewidmeter Zyklus endet.

Das Streichquartett

Nr. 20 in D-Dur („Hoffmeister-Quartett“, KV 499)

ist zusammen

mit dem allerersten, KV 80, das einzige, das nicht zu einem Zyklus gehört. Es

ist zwischen den sechs Haydn gewidmeten und den „Preußischen“ Quartetts

einzuordnen. Mozart hat gerade

Die Hochzeit des Figaro

abgeschlossen, in einer

Zeit,dievoneinemstrahlendenSommerundeinemzeitweiligenAbklingenseiner

existenziellenProblemebegünstigtwar.DasAllegrettotrittmiteinemeinfachen,

entschlossenen Thema auf; es handelt sich um einen entschiedenen, fast

martialischenVormarsch. DasMenuetto übernimmt denselben entschlossenen

Ton, weit entfernt von der üblichen Anmut eines Menuetts. Darauf folgt ein

grandioses, gelassenes Adagio, das an die Stimmung der

Jupiter-Symphonie

denken lässt. Diese leidenschaftliche Stimmung findet sich im abschließenden

Allegro, das als wahrhaftes Perpetuum mobile eine Bewegung nach vorne zur

Austreibung der Krise in denRaumstellt.