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INTÉGRALE DES QUATUORS À CORDES 69

Das

Streichquartett Nr. 14 in G-Dur (KV 387)

beginnt mit einem entspannten,

melodischen Thema, das sich in der Entwicklung allmählich verdüstert,

ohne im Tempo nachzulassen. Das Andante bringt eine in Mozarts Werk

selten anzutreffende Gelassenheit zum Ausdruck: Eine in ihrer Nüchternheit

dem Andante in Beethovens Streichquartett Nr. 15 vergleichbare Ekstase,

geschrieben für Instrumente, die jeweils kontrapunktisch mehrere Oktaven

durchlaufen, um die Stimme zu unterstützen, die unaufhörlich von einem auf

das nächste Instrument übergeht. Der Aufbau des Finales ist beispielhaft für

Mozarts architektonische Meisterschaft: überschäumende Virtuosität mit

ständigen Neuansätzen und neuenAspekten derselben Themen führt zu einem

besänftigendenAbschluss.

Das

Streichquartett Nr. 15 in d-Moll (KV 421)

beginnt ohne jede Einführung; vielmehr

wirdderZuhörervomAllegromoderatoanhandeiner„leichten“Notation,wienur

Mozart sie versteht, direkt inUnruhe versetzt: eine fieberhafte, vor demUnglück

resignierende Stimmung mit gezwungenem, in Tränen getränktem Lächeln.

Das beschwichtigende Andante mit einer von Trauer erfüllten Melodie erreicht

das Pathos des zentralen Satzes. Das Menuetto befreit sich von der Morbidität:

ein elegantes längeres Fugenthema von diabolischer Virtuosität. Das Finale ist

trotz seiner offenbarenAnmut dieVollendung der beiden ersten Sätze und führt

nach tragischer Verzagtheit zu einer angedeuteten Genesung. Doch wird die

KrisegemäßdemspäterBélaBartók teuerenSchemahinter BewegungundTanz

versteckt.DieunaufhörlichwiederholtenNoten lassendie Illusionentstehen, die

Krise könne überwundenwerden.