Background Image
Previous Page  70 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 70 / 80 Next Page
Page Background

MOZART_QUATUOR TALICH

70

Eine Ähnlichkeit mit der Komposition der letzten

Streichquartette Beethovens vierzig Jahre später,

die daran denken lässt, dass Genies nur eine Sprache

sprechen!

Das erste Thema des Allegro, des ersten Satzes des

Streichquartetts Nr. 16

in Es-Dur (KV 428)

ist geheimnisvoll und meditativ. Ihm folgt ein zweites,

dynamisches und verspieltes Thema; dann, vor einem hitzigen Rhythmus, wird

die Stimmung fiebrig. Mit dem Andante finden wir eine meditative Stimmung

von durchschlagender, nur vonMozart so beherrschter Intensität: Unaufhörlich

pendeln wir zwischen Angst und Resignation hin und her. Das Thema des

Menuetts drückt den Willen zu reagieren aus und nimmt damit schon die

Quartette Bartóks vorweg, in denen die Angst vom Rhythmus weggefegt

werden soll.Aber dieKlage desTrios ist einEingeständnis dieserHilflosigkeit. Das

Finalebeginntmit einemdreifachenRuf nachverspielten, tänzerischenThemen.

Ein falscherAbschluss - erneut wie bei Bartók - endetmit derAuflösung der Krise

und demWillen zumLeben.

Das

StreichquartettNr. 17 inB-Dur (KV458)

ist einWerk, dasmit Sicherheit durchdie

kurz vorher erfolgteAufnahme vonMozart bei den Freimaurern geprägt ist; eine

neue Kraft ermöglicht denTriumph über dieVerzweiflung und lässt zeitweise die

tief verwurzeltenÄngste des Künstlers verschwinden.

Das erste Thema ist eine echte Fanfare, das zweite Thema ist beschwingt und

rhythmisch und das dritte entpuppt sich in unerwarteter Weise als lyrische,

freudige Melodie, in der dieser Satz in wahrer Exaltation endet. Dem stark

rhythmischen Menuetto folgt ein ebenso unbekümmertes, freudiges Trio.