Aldo Ciccolini
Aldo Ciccolini
Aldo Ciccolini (1925-2015), Ästhet und Athlet des Klaviers sowie Erbe der Listz’schen Tradition, ist in die Geschichte der Klaviervirtuosen eingegangen. Als Feind jeglicher Abstriche und gleichgültig gegenüber dem Medienrummel sah er die Musikkunst als Heiligtum und schuf dennoch eine mächtige Verbindung zu den Zuhörern. Mit Adleraugen und unvergleichlicher Präzision packte er jede Taste und erhob sich dank der Macht seines Spiels zum Demiurgen des Klaviers.
Der gebürtige Neapolitaner nahm Ende der 60er Jahre die französische Staatsbürgerschaft an. 1949 erhielt er im Alter von 24 den ersten Preis beim Long-Thibaud-Crespin-Wettbewerb und machte im darauffolgenden Jahr sein Debüt unter Mitropoulos’ Leitung in New York. 1972 wurde der große Liszt-Verehrer und zurückgezogene Virtuose Lehrer am Pariser Konservatorium und kehrte dann in Konzerthäuser und Tonstudios zurück. Aldo Ciccolinis überwältigender Erfolg in Frankreich entfachte seine Leidenschaft für französische Musik, deren weltweiter Verfechter er wurde.
Parallel zu seiner Karriere als Konzertmusiker wurde er zu einem höchst beliebten Begleiter (Elisabeth Schwarzkopf, Renata Scotto und Régine Crespin). Aldo Ciccolini war einer der seltenen Klaviergroßmeister, der stets in Bewegung war. Die oft visionäre Originalität seines Repertoires sowie die Alchemie seines innigsten Bestrebens hielten ihn lange davon ab, seine Interpretation der größten Komponisten zu enthüllen.
„Ich arbeite Tag für Tag, manchmal auch nachts. Ich habe das riesige, furchtbare Glück einer Schlafstörung. Für mich ist Schlaf ein Konzept. Ich warte auf den ewigen Schlaf, nutze den Augenblick und arbeite lieber.“ Der weltweit anerkannte Virtuose und französische Pianist italienischer Herkunft Aldo Ciccolini starb am 1. Februar 2015 im Alter von 89 Jahren nach über 60 Jahren Karriere, die von Feingefühl und Bescheidenheit gezeichnet war. Dabei betrachtete der französische Altmeister das Klavier nahezu als Heiligtum.