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34 CHOPIN | SECRET GARDEN Alles in allem steht das Klavier im Dienste der Vokalität… Dies ist in der Tat die wesentliche Eigenschaft des Instrumentalwerks Chopins, der im Übrigen einige wunderbare Melodien komponierte. Allerdings spricht man bei Beethoven nie von Vokalität, trotz der Missa solemnis , Fidelio usw. Chopin war ein Erfinder und ging sogar bis zur ständigen Verwendung der Pedale über mehrere Takte: Er wollte den Klang möglichst lang ertönen lassen und von einem Nebel umgeben, der einer scheinbar klassischen Phrase Mysterium verleiht, wie Beethoven in der „Waldsteinsonate“. Wie verleiht man dieser Vokalität Ausdruck und mit welchem Instrument? Ich stieß auf Pianos Balleron und Sylvie Fouanon, die mir erlaubte, auf einem 2,86 m langen Pleyel aus dem Jahre 1905 zu spielen, das sie gerade restauriert hatte. Ich musste mich zunächst anpassen, denn diese Art Pleyel hat keine doppelte Auslösung*. * Die doppelte Auslösung eines Klaviers ist eine Repetitionsmechanik. Dank einer Feder und eines abnehmbaren Hebels kann eine Taste unendlich viele Male wiederholt angeschlagen werden. Die geniale Erfindung von Sébastien Érard aus dem Jahre 1821 wurde 1833 von einem Patent seines Neffen Pierre Érard noch verbessert. Die Mechanik für schnelles Repetieren ist heute in jedem Flügel zu finden. Allerdings lässt sie sich nicht auf die vertikal angeordnete Mechanik von Klavieren anwenden (Auszug aus dem Klavierglossar von Pianos Balleron - www.pianos.fr) .

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