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30 BERG ∙ BRAHMS ∙ POULENC ∙ SCHUMANN Alban Bergs Vier Stücke op. 5, Arnold Schönberg gewidmet, bilden eine zugleich postromantische und bereits expressionistische Miniaturreihe. Sehen Sie in diesen Stücken einen Bruch mit dem Brahms’schen romantischen Ausdruck oder eine Kontinuität? Michel Portal: Ich spiele Bergs Musik seit Langem, darunter auch das Kammerkonzert. Das Opus 5 besteht aus einer Miniaturreihe, doch nur das vierte Stück weist einen ausgeprägteren Erzählcharakter auf. Michel Dalberto: Bergs Stücke fügen sich entschieden in die Tradition der deutschen Romantik ein. Wollte ich provozieren, würde ich sagen, dass diese Stücke wie die Klaviersonate op. 1 direkt von Brahms abstammen, jedoch mit vielen falschen Tönen [Gelächter]. Es ist eine Musik mit aphoristischem Charakter, der mich an Schönbergs Klavierstücke op. 11 und op. 19 erinnert, die ich gespielt habe, ohne Bergs berühmtes Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern sowie Lieder zu vergessen. Ich interessierte mich gegen Ende der 80er Jahre und Beginn der 90er Jahre für die Musik der Zweiten Wiener Schule. Ihre klangliche und poetische Fantasiewelt berührt mich zutiefst. Ich ging sie mit Mahlers Sinfonien und Liedern an, die ich am Pariser Konservatorium studiert hatte, und dank im Konzert gehörten Werken wie Alexander von Zemlinskys Lyrischer Symphonie, welche ich bei einem meiner Konzerte unter Michael Gielens Leitung gehört hatte – ein prägendes Werk.

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