24 PIANO TWINS Muss man sich von den Orchesterversionen distanzieren, wenn man auf dem Klavier so berühmte Stücke wie La Mer, La Valse und Prélude à l’après-midi d’un faune spielt? Wilhem Latchoumia: Ich fand immer, dass man sich vom Orchester inspirieren lassen muss, um das Stück daraufhin zu veredeln und sich andere Klangfarben vorzustellen. Das Heraufbeschwören der Flöte in Prélude à l’après-midi d’un faune zum Beispiel erfordert das Streben nach einer gewissen Leichtigkeit im Anschlag und das Erfinden eines speziellen Klangs am Klavier. Mit der Transkription wird letztendlich ein neues Orchester ins Leben gerufen, das anders als das ursprüngliche ist. Wir imitieren nicht, wir erschaffen. Vanessa Wagner: Man bedenke, dass ein Klavier nie wie ein Orchester klingen wird und dass das Stück auf zwei Klavieren folglich nicht mehr das gleiche ist. Die Transkription verleiht ihm eine andere Dimension und kann Elemente hervorheben, die in der Orchestermasse untergehen können, oder andere Elemente ganz im Gegenteil dämpfen. Dank der Kunst des Kompromisses lässt sich so ein wahrlich einzigartiges Werk erschaffen. Dies wirkt sich auch auf die Wahl der Tempi aus, die manchmal von einer Version zur anderen variieren, da sie am Klavier im Vergleich zu 120 Musikern nicht auf dieselbe Art funktionieren. Wilhem Latchoumia: Im Sinne dieser Suche nach neuen Perspektiven haben wir beschlossen, Caplets bemerkenswerte Transkription für zwei Klaviere von La Mer zu spielen, anstelle von Debussys Version zu vier Händen. Letzterer fand im Übrigen die Version seines Freundes gelungener.
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