22 PIANO TWINS Und wie unterscheiden Sie Debussys und Ravels Sprache? Vanessa Wagner: Die beiden Komponisten weisen eine große Sinnlichkeit auf. Bei Debussy mit gequälteren Akzenten, einer etwas krankhaften Zärtlichkeit. Nichts ist direkt zu verstehen. Vielmehr gilt es, in seinen Partituren erst versteckte, manchmal sarkastische Elemente aufzudecken. Wilhem Latchoumia: Ich denke immer an die Faszination, welche die Uhrmacherei auf Ravel ausübte. Daraus ergibt sich eine Sorgfalt und eine Genauigkeit, die ihn zur ständigen Überarbeitung seiner Partituren brachten, sowie das Gefühl einer extremen Raffinesse. Die beiden Komponisten empfanden denselben Reiz für Spanien, wie Ravels berühmtes Stück Habanera und Debussys weniger bekanntes Werk Lindaraja bezeugen. Wilhem Latchoumia: Nachdem Falla La Soirée dans Grenade gehört hatte, sagte er über Debussy, dass dieser der einzige Komponist sei, der das Wesen Spaniens vertonen konnte – der von García Lorca beschriebene Duende. Dabei war Debussy nie in Spanien gewesen.
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