

PHILIPPE BIANCONI 33
Bei manchen Stücken hat man das Gefühl, eine Zeitreise zu machen, ich denke da an
La
fille aux cheveux de lin
oder an
Bruyères
mit ihrer ein wenig archaischen Sprache; andere
wiederum blicken in die Zukunft und gehen sehr weit:
Brouillards, Les fées sont d’exquises
danseuses, Feux d’artifice
oder auch
Les tierces alternées
,wo sichdie
Etudes
abzeichnen. Band
II der
Préludes
greift dann die experimentelleArbeit von Band II der
Images
wieder auf und
geht darin noch weiter als Band I; dieser Band ist weniger abstrakt und zugänglicher
– und er hatte übrigens auch immer schon die Gunst des Publikums auf seiner Seite.
Innerhalb von Band II möchte ich dann nochmal
Canope
extra hervorheben. Dieses
Stück ist für mich einer der schönsten Musikmomente überhaupt; vielleicht ist es eine
Meditation über den Tod, ganz sicher aber ist es eine über die Vergänglichkeit. Am Ende,
wenn es ausklingt, hat man den Eindruck, dass alles gesagt ist; dieMusik braucht keinen
„Vorwand“ mehr, und Debussy macht sich sodann daran, eine rein abstrakte Seite zu
komponieren:
Les tierces alternées
. Es folgen die
Feux d’artifice
, die das
Préludes
-Abenteuer
mit einem ziemlich brillanten, atonalen Stück beschließen – atonal deshalb, weil man
sich schwer damit tunwürde,müssteman sagen, inwelcherTonart es gehalten ist –, und
man verspürt hier geradezu ein Jubeln beim Gebrauch der pianistischen Möglichkeiten,
die ihm zur Verfügung stehen.
Wie verändert sich innerhalb der
Préludes
, von dem einen zum anderen
Band, die Klaviersprache?
P.B.
: Was bei Debussy so begeistert, sind die Klänge, auf die man zwischen denWerken
stößt. Ich habe schon den zweiten Zyklus der
Images
, der für mich so große Bedeutung
hat, erwähnt sowie seine Fortführung im Band II der
Préludes
. Ein
Prélude
aus Band I wie
das unglaubliche
Voiles
beispielsweise hätte auch imBand II seinen Platz finden können,
aber alles in allemweist Band I – der, anders als Band II, welcher fast durchgängig in drei
Notenlinien gehalten ist, auf zwei Notenlinien steht – eine „einfachere“ Schrift auf, und
es sind auch ein paar Momente großer Virtuosität dabei (wie in
Ce qu’a vu le vent d’ouest
).
Im zweiten Band treibt Debussy das, was er – von einem pianistischen Standpunkt aus
gesehen – im zweiten Zyklus der
Images
begonnen hat, noch weiter, und zwar bezüglich