LDV98-9

35 FRANÇOIS-FRÉDÉRIC GUY Manmuss in den Anschlag des Instruments „eintauchen“. Er erfolgt unmittelbar und bringt einen einzigartigen und ausgeprägten Klang hervor, der manchmal an jene der ersten Bösendorfer erinnert. Die Tasten der Klaviatur springen so rasch wieder hoch, dass auch das Spielen in den schnellsten Tempi keine Muskelkraft erfordert. Zum Beispiel kann man im Finale der Klaviersonate h-Moll wie angegeben presto spielen, und die so zarten Sextolen laufen (fast) reibungslos ab. Zwar gibt es in den hohen Tönen nicht viele Leistungsreserven und man darf nichts forcieren, doch die tiefen Töne sind wunderbar definiert, von außergewöhnlichem Reichtum und Tiefe. Und zu guter Letzt kommt die berühmte von Chopin angegebene Pedale, insbesondere in seinen Nocturnes, auf dem Pleyel ideal zum Ausdruck: Sie erlaubt dem Bass vorm nächsten Takt eine Atempause und behält dabei ein makelloses Legato bei der Gesangslinie. Ein typisches Beispiel dafür ist der erste Teil der großen Nocturne c-Moll op. 48 Nr. 1 . So fand ich also ein Klavier, das die Klarheit und den Fluss von Chopins Musik wiedergibt. Auf unseren aktuellen Instrumenten verwandeln sich diese so wertvollen Eigenschaften oft in eine gewisse Oberflächlichkeit. So bemerkenswert sie auch sind, sie erzeugen manchmal zu protzige hohe Töne, bei schnellen Tempi nicht ausreichend definierte tiefe Töne und eine unausgewogene Lautstärke.

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