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30 LISZT • INSPIRATIONS Was gibt Ihnen Liszts Orgelwerk ein? Zuallererst fällt mir in Liszts Orgelwerk die Fantasie des Komponisten auf. Seine überaus unterschiedlichen Quellen reichen von einer Bachkantate, über ein beliebtes Opernthema, bis hin zu den vier Buchstaben eines Namens… Der Übergang von einer Welt in die andere erfolgte in beide Richtungen: So wurden die Zwei Legenden , aus dem das sakrale Stück Die Vogelpredigt des Heiligen Franz von Assisi stammt, zunächst auf dem Klavier komponiert, dem profanen Instrument schlechthin. In den drei großenOrgelwerken ist dieHerangehensweise an das Instrument höchst innovativ und bleibt zugleich sehr pianistisch. Alle Organisten spielten damals Klavier. Dennoch wurden die so geöffneten „Türen“ zu anderen Klangwelten nicht sofort von Persönlichkeiten wie Charles Widor und César Franck durchschritten. Erst mit Marcel Dupré verschmolzen die Orgel- und Klaviertechniken unter Liszts Einfluss. In der Tat habe ich für Fantasie und Fuge über das Thema B-A-C-H Jean Guillous Fassung und für die Variationen über „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ Marcel Duprés Version gewählt. Sie bieten eine andere Herangehensweise an die Originalwerke, da sie Elemente der später von Liszt erstellten Klavierversionen einbeziehen.
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