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43 Wie würden Sie den Platz definieren, den Schuberts Werk in Ihrer musikalischen Ruhmeshalle einnimmt? Ihre Platten zeugen ja auch von der Bedeutung, die Chopins und Schumanns Repertoire für Sie haben. Mit fünf oder sieben Jahren kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Schuberts Musik. Ich erinnere mich an den Schock, als ich „Die Unvollendete“ hörte. Sie nimmt einen einzigartigen Platz ein, da die Interpretation seiner Partituren einen spezifischen Ansatz verlangt: von allen romantischen Komponisten ist Schubert der einzige, der eine tiefe Innenschau fordert. Für mich persönlich half die Reife ungemein, da ich erst spät tief in bestimmte Stücke eintauchen konnte. Diese Innenschau, von der ich spreche, muss das Wesen der Musik offenbaren: den Schmerz. Darum denke ich auch, dass man Schuberts Musik nicht wirklich „lehren“ kann. JEAN-MARC LUISADA

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