LDV85
36 SCHUBERT ∙ ROSAMUNDE, DER TOD UND DAS MÄDCHEN Nach dem dritten Satz, ein mephistophelisch anmutendes Scherzo , dessen Trio einen willkommenen frischen Wind mitbringt, wirkt das Presto zum Schluss wie ein fantastischer Ritt. Es ist einemakabre Tarantella, deren Tonart d-Moll – jene vonMozarts DonGiovanni oder Requiem – das Schicksal verkörpert, ein fatales Schicksal. Das Finale ist einer der schwierigsten Sätze aus formaler Sicht. Es gilt, die verschiedenen Episoden zu einem Monument zu verbinden. Das Streichquartett „Rosamunde“ ist ganz anders. Abgesehen von seiner Zärtlichkeit, der Sinnlichkeit dieser Musik, frappieren seine grundlegende Vieldeutigkeit, seine Zwischenräume. Hier ist die Stimmung eher herbstlich als winterlich. Aus dem ersten Satz quillt eine diffuse Melancholie hervor. Das Quartett ist sogar eher depressiv. Die Besorgnis wird vom Einsatz von Fermaten und Stillen verstärkt, die den Fluss aussetzen, während die Musik in „Der Tod und das Mädchen“ stets voranschreitet. Der Zwiespalt taucht in den Dur-Moll- Kontrasten auf, die Schubert besonders gernhat. Die Durchführung des ersten Satzes ist recht wuchtig mit extremen Spannungsmomenten vor der Reprise.
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