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CÉDRIC PESCIA,PHILIPPE CASSARD, pianos 63 Haben Sie Ihre Tempi ausgewählt, um einer Agogik und der Trägheit des Orchesters treu zu bleiben? Cédric Pescia: Wenn man Versionen wie jene von Gardiner oder Harnoncourt hört, die allgemein schneller als der Durchschnitt sind, stellt man bereits ziemlich extreme Tempounterschiede zwischen verschiedenen Orchesterversionen fest. Was die Trägheit betrifft, erscheint mir diese mit der Art des Instruments und der Besetzung zusammenzuhängen. Gewisse Dirigenten wie Harnoncourt konnten das Postulat der „Orchesterträgheit“ infrage stellen, indem er den Klang und die Besetzung wesentlich erleichterte. Und obwohl die Tradition es so will, dass die Bläser verdoppelt und diese Sinfonien mit großen, nahezu Mahlerischen Besetzungen gespielt werden, kann man sich fragen, welche Art Besetzung zu Zeiten von Liszts Bearbeitung üblich war. Natürlich werden Tempoentscheidungen auch je nach Art des Klaviers getroffen, da Klaviere Töne nicht aushalten können wie die Instrumente eines Orchesters oder Stimmen. Bezüglich des zweiten Satzes haben wir ein Tempo an der Grenze des Machbaren mit der doppelten Auslösung des Klaviers gewählt (und der Flexibilität des Handgelenks bei der Wiederholung der Noten). Dennoch – wäre ich Dirigent, würde ich mich nach den Tempi richten, die wir in der Klavierversion gewählt haben. Aber wie bei jeder Interpretationsentscheidung ist nichts in Stein gemeißelt. Sehr wahrscheinlich werden sich die Dinge im Konzert noch ändern…

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