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62 BEETHOVEN/LISZT, SINFONIE NR. 9 Von Furtwängler bis hin zu Gardiner gibt es Tausende Arten und Weisen, diese Werke mit dem Orchester anzugehen: Waren Sie gewissen Ästhetiken gegenüber besonders empfänglich? Philippe Cassard: Cédric und ich kennen die „Klassiker“, aber wir haben uns vor allem auf Furtwängler und Harnoncourt berufen. Wir hatten ständig die Orchesterpartitur in Reichweite, um zu sehen, wie Liszt dieses oder jenes Problem löste, was er strich oder wie er ein bestimmtes Detail auf Kosten eines anderen hervorhob. Cédric Pescia: Außerdemhabenwir Mariss Jansons gehört, mit einer Ästhetik, die sich ganz und gar von jener der oben genannten unterscheidet. Berührt haben uns seine Lyrik und eine Form der Klassik, die weit von der Schärfe und der Radikalität von Gardiners oder Harnoncourts Versionen entfernt sind, welche die Modernität des Werks hervorheben. Oft stellte sich die Frage, ob wir unsere Interpretation eher innovativ oder aber klassisch gestalten wollten. Zuweilen konnten wir uns nicht entscheiden. Letztendlich packtenwir dasWerk einfach an und ließen unsere Temperamente sprechen.
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