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CÉDRIC PESCIA,PHILIPPE CASSARD, pianos 61 Wie wird man den Farben des Orchesters gerecht, wenn man nur ein Instrument hat, bei dem die Saiten angeschlagen werden? Cédric Pescia: Gewiss möchte und versucht man, amKlavier die Farben der Oboe, die Weichheit und das Vibrato der Streicher, die Piccoloflöte, die Basstrommel nachzuahmen. Eine weitere Herausforderung ist es, die Stimmpassagen wiederzugeben: die Solisten, den Chor. Es ist besonders schwierig, am Klavier die Illusion eines Texts zu erschaffen. Wie stellt man am Klavier das unerwartete Auftauchen des Baritons dar, der sich so spektakulär an das Publikum und das Orchester richtet? Welche Kniffe lassen sich zum Nachbilden der leicht hochtrabenden Manier des Solistenquartetts nutzen, das am Ende des vierten Satzes ohne den Chor singt? Ich für meinen Teil versuche, mir systematisch innerlich denText auf Deutsch vorzusagen. Das erlaubt esmir in gewisser Hinsicht, dieModulationen undArtikulationen amKlavierwiederzufinden. ImÜbrigen, auch wenn ich nicht gerade eine Bearbeitung spiele, habe ich den Reflex, mir andere Instrumente vorzustellen oder mir gar einen Text für ein Thema auszudenken, dessen Modulationen ich zunächst schlecht begreife.
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