LDV82

CÉDRIC PESCIA,PHILIPPE CASSARD, pianos 59 Worin besteht die größte Schwierigkeit des Werks? Philippe Cassard: Es ist zu allererst eine rein technische Schwierigkeit: Manmuss über einen sehr langen Zeitraum sauber spielen können! Alles an der Partitur ist schwierig, das Finale ist einHindernislauf, kräftezehrend, es gibt keineAtempause, und selbst das Adagio erfordert eine optimale Konzentration und eine ausgeprägte Fähigkeit, sich gegenseitig zuzuhören. Doch über die instrumentale Umsetzung hinaus besteht ein Großteil der Arbeit darin, die beiden Klaviere ins Gleichgewicht zu bringen, dabei die Überhöhung zu vermeiden und den Raum zu nutzen, um eine Illusion der Tiefe und Stereofonie zu schaffen, wie mit dem Orchester. Es gilt, Farben, das Aushalten der Pedale, Klänge und Dosierungen zu finden, die diese Partitur zelebrieren. Cédric Pescia: Für das Individuum ist es absolut furchterregend, sowohl die Virtuosität der schnellen Passagen (mit allen Oktaven, Terzen, Sprüngen, wiederholten Noten der Partitur) als auch die Lyrik der langsameren Passagen: Es ist nahezu unmöglich, die langen Phrasen des dritten Satzes Adagio molto e cantabile singen zu lassen: Dieser Satz ist von solcher Reinheit, dass man jegliches Streben nach Effekten außen vor lassen und sich damit „begnügen“ muss, dieMusik sprechen zu lassen. Philippe undmir ist aufgefallen, dass dasWerk bemerkenswert wenige Dynamikangaben enthält. Dies bedeutet gewiss nicht, dass die Interpreten Dynamiken nachGutdünken hinzufügen sollen – es ist vielmehr eineAufforderung, den roten Faden im Blick zu behalten und sich nicht in Details zu verlieren.

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