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50 YSAŸE ∙ 6 SONATEN FÜR VIOLINE SOLO OP. 27 Bedeutet dies, dass man bei der Interpretation den Kompositions- oder Interpretationsstil eines jeden Widmungsempfängers beachten muss? Ich halte dies nicht für unabdinglich. Jeder Interpret muss den Werken selbst Gestalt geben. Die Musik ist in ihrem Satz und ihrer Notation extrem präzise. Ysaÿe wusste genau, was er hören wollte. Sobald man in den Text, in das musikalische Material eintaucht und der Aufbau steht, nimmt die Heraufbeschwörung Form an. Wir befinden uns im Schmelztiegel der modernen Violine, der Muttersprache der heutigen Violinisten. Ich erinnere mich an meinen Unterricht am Pariser Konservatorium mit Régis Pasquier, der diese Werke zuerst auf einer Platte bei Harmonia Mundi festhielt, sowie an meinen Unterricht am Brüsseler Konservatorium mit Philippe Hirschhorn. Régis Pasquier war Isaac Sterns Schüler, dessen Lehrer wiederum Persinger war, der bei Ysaÿe selbst gelernt hatte. Der Geist dieser großen Violinisten ist noch heute präsent.

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