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34 SCHUBERT_KLAVIERSONATEN D 845 & D 850 Wie immer bei Schubert findet sich der Schlüssel zu den Klavierwerken in einem Lied: Totengräbers Heimweh D 842 (Text von Craigher), das er zur gleichen Zeit wie die Klaviersonate D 845 schrieb. Darin liest man folgendeWorte über einem Unisono- Klaviermotiv, in dem es Floskeln hagelt und das eins zu eins dem ersten Thema des Moderato alla breve der Sonate gleicht: „Von allen verlassen, dem Tod nur verwandt, verweil‘ ich am Rande – das Kreuz in der Hand, und starre mit sehnendemBlick, hinab – ins tiefe Grab!“ Schubert misst dem zweiten Thema des ersten Satzes keine Bedeutung bei. Für ihn zählt allein die Rangelei zwischen der Wiederholung der Unisoni von der Beinahe-Stille bis zur äußersten Ausreizung und dem akzentuierten rhythmischen Motiv, immer vehementer und verzerrter. In seiner Ersten Großen Sonate (sic), die er veröffentlichte, obwohl er bereits fünfzehn komponiert hatte, lässt Schubert das Orchester in seinem Klavier ertönen.
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