62 Im Jahre 1402 baute Federicus Schambantz eine Orgel auf der dafür vorgesehenen Steinempore unter der Westrosette. Das Instrument blieb über zwei Jahrhunderte lang unverändert, bis Valéran de Héman von 1608 bis 1610 ein zweites und drittes Teilwerk hinzufügte. Dann änderte sich sein Zustand erst wieder 1733, als François Thierry das Instrument auf 47 Register über fünf Manuale brachte. So galt es als das beste des Königreichs. Den zweiten Eingriff im 18. Jahrhundert nahm François-Henri Clicquot 1788 vor. Das Instrument litt kaum unter der Revolution. Lediglich ein paar Axtschläge hatten die Lilien des Gehäuses zerstört. Doch es entkam dem Zerstörungserlass, durch den so viele Meisterwerke im Ofen landeten... Im 19. Jahrhundert schuf Aristide Cavaillé-Coll eine Klangpalette, an die sich zuvor noch keiner gewagt hatte, und machte die Orgel von Notre-Dame zu einem einmaligen Exemplar im Orgelbau: überblasende Register, Aliquoten, komplette Zungenregisterfamilien wie Fagotte oder Klarinetten... Sein Erbauer war sich bewusst, dass ihm sein Meisterwerk gelungen war. Die Einweihung fand 1868 statt. Mit der Zeit waren mehrere Instandsetzungen unabdinglich. Ab 1963, auf Pierre Cochereaus Anstoß hin, wurden Cavaillé-Colls Barkermaschinen durch eine elektrische Traktur ersetzt, und Jean Hermann baute einen neuen Spieltisch ein. Der Klang wandte sich später mit den Orgelbauern Robert und Jean-Loup Boisseau einer neoklassischeren Ästhetik zu, durch das Hinzufügen von plein jeux im klassischen Stil und Horizontalzungen, die Thierrys Gehäuse schmückten.
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