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OLIVIER LATRY 43 Der Titel Ihres Albums „Bach to the Future“ scheint gelinde gesagt provokativ. Wie kam Ihnen die Idee zu dieser Platte? Meine Vorgehensweise rückt mehrere Paradoxe in den Fokus: zunächst das Spiel dieser Schlüsselwerke des Protestantismus an einem der symbolträchtigsten Orte des Katholizismus, aber auch deren Wiedergabe auf einem Instrument, das vom barocken und klassischen Bau weit entfernt ist. All dies wirft tatsächlich Fragen auf. Der wichtigste Punkt bleibt meiner Meinung nach die Authentizität der Musik. Ich gebe zu, dass mir dieses Konzept oft wie eine Illusion erscheint. Vergleichen wir es mit einer geometrischen Figur. Eine sogenannte authentische Interpretation setzt voraus, dass man an jeder Spitze eines gleichseitigen Dreiecks über eine dieser Größen verfügt: Komponist, Musik und Instrument.Wird eine davon verändert – in diesemFall der Interpret unddieOrgel –verlagertmanzwingenddenSchwerpunkt. Wer Bach in diesem Zusammenhang spielt, muss ein neues Gleichgewicht finden, um den Sinn und denWortlaut der Musik zu wahren. Das eine ist ohne das andere nicht möglich.

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