LDV67
40 BRAHMS • SONATEN FÜR KLAVIER UND VIOLINE Joachim spielte als Erster die Violinsonate G-Dur op. 78 vom Blatt. Das Werk entstand Ende Frühling, Anfang Sommer 1879 wie zur Feier der seligen Harmonie, eine Darbringung für die einzigartige Freundschaft. Es strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Mit ihm eröffnete Brahms eine neue Art des Zusammenschlusses von Geige und Klavier in wohlwollendem Einvernehmen… Statt sich wie bei Beethoven gegenüberzustehen, knüpfen die beiden Instrumente eine Welt der Vertrautheit und tiefen Zuneigung. Die gesamte Sonate zieht ihren Stoff aus dem Regenlied op. 59 Nr. 3 , das Brahms Clara 1873 schenkte. Das auf einem Gedicht von Klaus Groth basierende Lied durchdringt den ersten und dritten Satz und singt mit Nostalgie vom Sommerregen. Das anfängliche Thema des Vivace ma non troppo , der längste Satz der drei Sonaten, der der Geige übertragen wird, scheint mit seinem wiegenden und bezaubernden Gang einem Traum zu entspringen und mutet beinahe wie eine Barkarole an. Mit ihm begeben wir uns auf einen langen und heiteren Spaziergang auf dem Land. Das zweite Thema voller Herzlichkeit bricht nicht mit der Beschaulichkeit des Stücks, das reibungslos in gänzlicher Harmonie der beiden Instrumente dahinfließt. Die Lebhaftigkeit des Mittelteils vergeht schnell mit der Rückkehr der Melodie, wärmer denn je in ihrer quasi hymnischen Bejahung.
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