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VANESSAWAGNER 43 Welchen Klang haben Sie zur Wiedergabe der so besonderen Atmosphäre dieses Repertoires angestrebt? Ich habe das Programm auf dem Steinway des großen und herrlichen Saals im Arsenal Metz gespielt. In enger Zusammenarbeit mit dem Toningenieur François Eckert habe ich für dieses Repertoire an einer Aufnahme nach Maß gearbeitet. Wir haben nach einem ausgedehnten Klang gestrebt, der sich dem Klang einer Kathedrale nähert. Ich wollte unbedingt eine Tonaufnahme meiden, die typisch für eine bestimmte Epoche ist: ein direkter, prosaischer Klang, der die Sanftheit und Zärtlichkeit von Liszts Stücken verdeckt. Ich wollte ein Gefühl der Traulichkeit, Einkehr und Einsamkeit in den Pianissimos und eine großzügige und aufbrausende Weite in den Fortissimos erreichen. Das Programm stößt sehr weit in die Selbstbeobachtung und Selbstsuche vor, anhand einer quasi ekstatischen Erfahrung oder einer Art Dialog mit dem Ich. Deshalb rufen solche Werke mit religiöser Inspiration ebenfalls zutiefst menschliche Gefühle hervor: Man kann sie spielen und hören, indem man sich eher auf eine Form der Spiritualität beruft als auf religiöse Inbrunst.

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