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40 LISZT // PÄRT Liszt ist eine recht ungewöhnliche Wahl für Sie... Ja, ichhabe ihn lange Zeit gemieden. Inmeiner Erinnerungwar er langemitmeinem Studium am Konservatorium verbunden. SeinWerk stand meiner Ansicht nach für etwas rein Pianistisches, eine schillernde Virtuosität, die sich kaum mit meinem Hang zur Melancholie vereinen ließ. Ich ging sogar so weit, in einem Interview zu tönen, dass ich niemals Liszt spielen würde! Dabei hatte mir der Komponist Pascal Dusapin mehrmals nahegelegt, dass ich zum Spielen von Liszt geschaffen sei. Bei einem Konzert zu seiner Klaviermusik hatte mich Dusapin gebeten, als Spiegel einige späte Stücke von Liszt zu spielen. Es ist äußerst düstere, dichte und schlichte Musik, die er am Ende seines Lebens komponierte. So habe ich mich mit ihm versöhnt, wenn man es so will! Liszt wird manchmal äußerst virtuos, brillant, erobernd gespielt. Sicher hielten mich der sehr extrovertierte Charakter einiger seiner Werke sowie hitzige Interpretationen lange vom Komponisten fern. Als ich tief in gewisse Stücke wie Via Crucis für Chor und Klavier eindrang, gewann ich Zugang zu einem rätselhafteren, introspektiven, nahezu minimalistischen Liszt. Dieser Aspekt des Komponisten hat es mir angetan.
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