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60 RACHMANINOW // MUSSORGSKI Mussorgskis Bilder einer Ausstellung gelten als extrem schwierig. Was spricht Sie an diesemWerk an? Bilder einer Ausstellung ist ein sehr originelles Werk. Die Idee eines Stücks, das wie ein Ausstellungsbesuch angelegt ist, wie aufeinanderfolgende Bilder, die durch Umherwandern getaktet sind, ist absolut einzigartig im Repertoire. Doch der große Erfolg des Werks ist Ravel geschuldet. Im Übrigen ist Ravels Orchestrierung die meistgespielte – viel mehr als die ursprüngliche Klavierfassung. Dabei ist seine außerordentliche Arbeit anzuerkennen: als hätte er einem Stück in Schwarz- Weiß Farbe verliehen. Ich trage seine Fassung stets in mir. Ravel verleiht meinen Fingern Licht. Er ist jedoch nicht der Einzige, der Bilder einer Ausstellung bearbeitet hat. Das ist das Erstaunliche an der Geschichte dieses Werks: seien es Dirigenten, Komponisten oder Musiker, jeder scheint seine eigene Interpretation, seine eigene Version einzubringen. Ich für meinen Teil würde es mir nie erlauben, eine einzige Note oder eine einfache Nuance der Originalfassung zu ändern! Aber der Umarbeitungsdrang, den dieses Werk auslöst, fasziniert mich weiterhin. Mussorgski hat es komponiert, nachdem er beim Besuch einer Ausstellung einen künstlerischen Schock erfahren hatte. Vielleicht ist es die Universalität dieser Emotion, die jeden dazu antreibt, das Stück umzuschreiben!

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