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JEAN-PHILIPPE COLLARD 53 Die Six moments musicaux bildeten einen wichtigen Wendepunkt in der Biografie und musikalischen Karriere Rachmaninows. Auf das Werk, innerhalb von drei Monaten von Oktober bis Dezember 1896 komponiert, folgten vier Jahre künstlerischer Stille und geistigen Leids. Die sechs Stücke waren von Schuberts 1828 komponierten Moments musicaux inspiriert und spiegeln denmelancholischen und gequältenGeisteszustand des Künstlerswieder. DerAufbau des Zyklus fußt auf einemWechsel zwischen langsamen, introspektiven Momenten und brillanteren, unruhigen Momenten. Das Jugendwerk greift traditionelle Formen wie das Lied ohne Worte, die Barkarole oder die Etüde auf, trägt bereits den Stempel eines persönlichen Stils, der im Klavierkonzert Nr. 2 vollends zum Ausdruck kommt, und kündigt die reichhaltigen und komplexen Gefüge der zukünftigen Werke an. Überaus selten in der Musikgeschichte ist, dass Rachmaninow das Moment Nr. 2 , eine atemberaubende chromatische Etüde, selbst aufnahm. So lässt sich noch heute die Originalität und Besonderheit seines Spiels nachvollziehen.
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