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24 ORIGIN Dass Mayuzumi, Takemitsu und Matsumura fast gleichzeitig geboren wurden, ist kein Zufall. In ihrer Jugend erfuhren sie die Verheerung des Kriegs (auch wenn sie dem Wehrdienst entkamen), und als junge Erwachsene erlebten sie in der Nachkriegszeit einen drastischen Wandel in den Werten Japans. Sie gehörten einer Generation an, die Japan von Grund auf neu definieren musste. In dieser Hinsicht befanden sie sich in einer ähnlichen Lage wie Ueno. Die junge Komponistin Madoka Mori (geb. 1994) studierte an der Toho Gakuen School of Music und hat mehrere Stücke für Ueno geschrieben. Ihr Werk Phoenix, komponiert während der Covid-19-Pandemie, malt ein Klangporträt Japans knapp 80 Jahre nach dem Krieg. Die fünf Sätze sind durch ein wiederkehrendes Motiv verbunden und erinnern an eine Oper in drei Akten mit Prolog und Intermezzo. Die vielseitige musikalische Sprache von Atonalität bis Pop-Rhythmen schöpft Uenos Agilität und Ausdrucksstärke voll aus. In den letzten Momenten des Stücks verstimmt der Cellist die tiefste Saite plötzlich und erzeugt eine dramatische, erdige Resonanz. Diese impulsive Geste, dieser intensive Ausbruch bilden den womöglich fesselndsten Augenblick des Stücks.

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