24 GYPSY MELODIES Ebenso wie Janáček gehörte Béla Bartók (1881-1945) zu den Komponisten, für die Volksmusik eine bedeutende Inspirationsquelle darstellte. Nach der Rückkehr von einer seiner Tourneen durch England und Deutschland wollte er auf dem ungarischen Land Urlaub in völliger Einsamkeit machen. Dort lernte er authentische Volkslieder kennen und stellte fest, dass die bestehenden ungarischen Volksliedersammlungen nicht wissenschaftlich waren und die Musik als künstlich betrachteten. Er erkannte darin einen Schatz, dessen unwiderruflicher Verlust drohte. Mit Zoltán Kodály (1882-1967) unternahm er 1905 seine erste Sammelreise auf dem ungarischen Land. Sie begannen mit der Transkription der Volksmelodien und -lieder und nahmen diese schließlich auf dem Phonographen auf. Neben Ungarn verfolgte Bartók seine Forschung im Balkan, in Russland, im Osmanischen Reich und in Nordafrika. Im Laufe seiner zahlreichen Reisen durch Osteuropa stellte er eine umfassende Sammlung an Volksmelodien zusammen, von denen sich einige in seinen Werken wiederfinden. So entstanden aus den in Transsilvanien notierten Tanzmelodien 1915 die Rumänischen Volkstänze. Bartók spielte bei seinen Konzerten gern die Originalversion für Klavier solo und gab in einem der Programme an, dass „die Melodien der rumänischen Tänze hier in ihrer ursprünglichen und unveränderten Form verwendet [wurden]“. Allerdings trugen andere Bearbeitungen zur immensen Beliebtheit dieser Tänze bei: Bartóks Version für kleines Orchester, dann die Versionen für Salonorchester und Streichorchester oder Zoltán Székelys Bearbeitung für Violine und Klavier.
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