23 TALICH QUARTETT Dieses überlieferte Erbe wollte der Komponist bewahren. Dazu steuerte er wesentlich bei, nicht nur als Sammler, sondern auch als Forscher und Katalogisierer. Ihm verdanken wir unter anderem einige der ältesten Tonaufzeichnungen der mährischen und slowakischen Volkslieder auf dem Edison-Phonographen. Janáček wurde in seinem Bestreben nach dem Bewahren der Volkslieder vom bedeutenden mährischen Sammler František Bartoš (1837-1906) unterstützt. Gemeinsam veröffentlichten sie 1890 den Blumenstrauß mährischer Volkslieder, eine Sammlung traditioneller einstimmiger Lieder aus Mähren. Das Werk erfreute sich schnell großer Beliebtheit und war innerhalb weniger Monate ausverkauft. So kam es zwei Jahre später zur zweiten Auflage. Zudem wollten viele die Lieder mit einer Klavierbegleitung spielen. Janáček wählte zunächst 15, dann 38 weitere Lieder aus, für die er eine Begleitung komponierte. Diese wurden in zwei Bänden mit dem Titel Mährische Volkspoesie in Liedern veröffentlicht und waren ebenfalls sehr erfolgreich. Jiří Kabáts moderne Bearbeitung verwandelt die Singstimme in eine rein instrumentale Form. Der gesungene Text verschwindet, aber der musikalische Ausdruck spricht weiter, wie Janáček es sehr poetisch im Vorwort formuliert: „In den langgezogenen Melodien halten sich die Volksmusiker mit ausgedehnten Noten auf und stimmen dann mit dichten und hastigen Intervallen in die Melodie ein. Bei einigen Melodien und Gesängen sorgen allein Blasinstrumente für die Orchesterbegleitung…“
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