32 CIOCÂRLIA Sorgst du für eine Art Überblendung zum Abschwächen des Kontrasts zwischen den verschiedenen Registern oder akzentuierst du ihn durch die Aneinanderreihung der Stücke? Ich muss gar nichts akzentuieren, weil die meisten Stücke bereits in sich selbst den Kontrast zwischen langsam und schnell tragen – das ist in gewisser Weise ihr Markenzeichen. Nehmen wir das Beispiel der drei Stücke von Paul Constantinescu: Joc, Cântec und Joc dobrogean: Das erste ist schnell, das zweite langsam und das dritte blitzschnell. Ich spiele sie in der Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden, und der Kontrast ist absolut natürlich. Als ich allerdings Lieder und Tänze aus Südrumänien, Moldau und Transsilvanien suchte, stieß ich auf ein zweites Symbol unserer spirituellen Berufung neben der Lerche – die Glocke, die in der rumänischen Tradition auch tief verankert ist, vor allem in Bezug auf Klöster. Doch ich wollte nicht zwei separate Teile für die zwei Symbole erschaffen, die von derselben Auftriebskraft bewegt werden. Ich wollte sie vermischen, als handle es sich um eine Symbiose der irdischen Nahrung, vertreten durch die Tänze und Volkslieder, und der himmlischen Nahrung, symbolisiert durch die Glocken. So wechseln Ciocârlia und Béla Bartóks Rumänische Tänze mit Enescus Voix de la steppe und Carillon nocturne ab, welche eher aufs Himmlische abzielen. Dazu bietet Dinu Lipattis Nocturne über ein moldawisches Thema, die noch nie aufgezeichnet wurde, ein zugleich schmerzliches und räumlich zersplittertes Thema wie ein kubistisches Porträt.
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