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31 DANA CIOCARLIE So gehst du also deine Version davon an: Wie George Enescu knüpfst du aus einer gewissen Anzahl an Stücken dein eigenes Patchwork. So hatte ich das noch nicht betrachtet, aber genau das ist es. Ich verknüpfe rumänische Volksmusiken, die von Komponisten oder Musikethnologen gesammelt wurden, oder gar von Komponisten, die Musikethnologen waren, wie Béla Bartók und Paul Constantinescu, und reiße damit ein Klangporträt Rumäniens an. Es ist, als würde ich eine in Rumänien hergestellte musikalische Rakete ins All katapultieren und müsste über die Botschaft an die Außerirdischen entscheiden. Und weil du ja das Sagen hast: Womit hast du die Kapsel gefüllt? Welche Kopfnote hat das Potpourri für die Außerirdischen? Schickst du eine optimistische und fröhliche Botschaft oder eine melancholische und nostalgische? Beides. Beim Anhören meiner Platte hört man vor allem Leute, die feiern, tanzen, zum Geschichtenerzählen zusammenfinden wollen – daher auch die schelmische und fröhliche Seite, die zum Hüpfen wie auf Sprungfedern anregt. Es findet sich darauf auch viel Humor, zum Beispiel in Paul Constantinescus Stücken und sogar in der Rumänischen Rhapsodie, aber auch diese Nostalgie, dieses Heimweh, das man auf Rumänisch Dor nennt und in den Doinas wiederfindet. Paul Constantinescus Cântec ist eine Doina der Gegend Gorj, die zugleich mitreißt und das Herz bricht. Diese höchst emotionale Seite ist auch in der Ballade Miorița zugegen, wenn man in den Gedanken dreier Schäfer liest, die drei Regionen Rumäniens symbolisieren, und man begreift, dass zwei von ihnen den dritten töten wollen, um seine Herde zu stehlen.

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