Was du da sagst, erinnert mich an eine Frage, die ich mir oft zu meiner Verankerung gestellt habe. Wenn ich von „bei mir zu Hause“ spreche, ist mir aufgefallen, dass ich meine Wohnung in Luxemburg meine, in der ich seit 30 Jahren wohne. Sage ich aber „bei uns zu Hause“, denke ich an Timișoara und das Haus unserer Großeltern, wo ich geboren bin und wir viele Ferien zusammen verbracht haben. Ist das für dich auch so? Stimmen in deiner Vorstellung „bei mir“ und „bei uns“ überein? Mir gefällt die Unterscheidung zwischen deiner Verankerung in Luxemburg und deiner Verwurzelung in Timișoara, doch deine Frage kann ich nur schwer beantworten, da ich in Rumänien kein zu Hause mehr habe, weder in Bukarest noch anderswo. Ehrlich gesagt fühle ich mich eher wie eine Weltenbürgerin, und das ist kein Klischee. Ich fühle mich wirklich nahezu überall daheim – vielleicht nicht in China, wo der kulturelle Unterschied zu groß ist – aber mit all meinen Freunden in Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, Italien, den USA und natürlich in Rumänien fühle ich mich sofort wie zu Hause. Kommen wir zurück zum Album Ciocârlia. Was hat dich konkret zur Auswahl der Stücke bewegt? Ich habe versucht, Werke mit abwechslungsreichen Rhythmen und Melodien zu finden, die verschiedenen Regionen Rumäniens entsprechen. In Rumänien war die Volksmusik noch bis vor Kurzem eine der lebendigsten und reichhaltigsten Europas. In vielen anderen Ländern ist der Begriff der Volksmusik oder der ländlichen Musik verloren gegangen. Populäre Musik ist dort nun jene der Städte, Rap und Hip-Hop, während bei uns auf Hochzeiten und Dorffesten noch echte Musiker auftreten. 29 DANA CIOCARLIE
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