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28 CIOCÂRLIA möglichst nahezukommen und von deren Herrlichkeit zu singen. Sie ist wie ein Pfeil, der den Himmel spaltet. In diesem Sinne haben wir als Lerchen eine gewisse Verantwortung gegenüber unserem Land. Unser Gesang ist nicht unbedeutend. Ich möchte nicht anmaßend von einer Mission sprechen, aber schau: Du lebst in Luxemburg, ich in Frankreich, und dennoch sind wir fest in der rumänischen Kultur und der Familientradition verankert. Als mein Vater Student war, führte er Volkstänze mit einem halbprofessionellen Ensemble auf. Es war mehr als ein Zeitvertreib, denn er liebt es. Ich komme nicht umhin, zu denken, dass etwas davon durch Kapillarität oder Genetik an mich übergegangen ist; ebenso wie deine Liebe zum Wort und zur Literatur von deinem Vater stammt. Jedenfalls fühlte ich mich beim Einspielen des Albums Ciocârlia wie eine Botin, ein Pfeil, der aus Rumänien in den Rest der Welt fliegt, nicht nur als Interpretin der Musik einer Kultur, sondern auch der nicht immer wohlbekannten Musik meines Landes. Welchen überflogenen Landstrichen fühlst du dich besonders nahe? Ich hänge sehr an der Musik aus Banat und Transsilvanien. Dies sind auch die Gegenden, die ich am besten kenne, da meine Eltern aus ihnen stammen. Schon in meiner Kindheit spielte mir mein Vater die Volksmusik aus Banat vor, und meine Mutter die der Regionen Mureș und Maramureș. Im Alter von etwa 12 Jahren ging ich mehrere Jahre in Folge an Weihnachten Colinde in Mădăraș, dem Dorf meiner Mutter, und in Baia Mare singen. Im Übrigen spiele ich auf dieser Platte einige dieser von Béla Bartók arrangierten Weihnachtslieder, die ich bereits als Kind sang.

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