LDV101
25 TALICH QUARTETT Die Acht Walzer für Klavier opus 54 ( B. 101 in Jarmil Burghausers Werkverzeichnis) wurden von Simrock in zwei Heften veröffentlicht und erfuhren einen ähnlichen Verlagserfolg wie Slawische Tänze für Klavier zu vier Händen. Die von November 1879 bis Januar 1880 komponierten Walzer waren vom Prager Nationalcasino für dessen 30. Jahresball in Auftrag gegeben worden. Da Dvořák sie jedoch nicht „tänzerisch“ genug fand, machte er daraus eine Klaviersammlung und komponierte stattdessen die Prager Walzer (B. 99) für den Ball des Casinos. Weit von den Vergoldungen und den Täfelungen der prunkvollen Wiener Walzer entfernt, sind dies einfache, spontane Stücke, „die nach Landluft und dem Wein der Wirtsstuben riechen“. Der Erfolg des schwungvollen ersten und vierten Stücks veranlasste den Komponisten, sie fast sofort zu Streichquartetten umzuarbeiten (1880, B. 105), damit sie ins Programm eines musikalischen Abends des Künstlerischen Vereins ( Umělecká beseda ) aufgenommen werden konnten. Die intimen Stücke ohne jede Geziertheit oder willkürliche Virtuosität sind durch ihren volkstümlichen Schwung ein reines Abbild des tschechischen Geists. Erst kürzlich, nämlich 2020, arbeitete der tschechische Violinist Jiří Kabát, der eine Zeit lang Bratschist im Pavel Haas Quartett war, seinerseits die sechs weniger beachteten Walzer um. Zwar hat jeder eine eigene Persönlichkeit inne, doch besonders fallen der dritte in E-Dur voller Stolz und Ungestüm und der siebte nostalgischere in d-Moll auf, Chopins Mazurka e-Moll , op. 41 Nr. 2 zu zitieren scheint.
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx