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45 WILHEM LATCHOUMIA Es folgt die Fantasia in fis-Moll . Welche Schwierigkeiten birgt dieses verkannte Jungendwerk? W. L.: Es ist ein wirklich erstaunliches Werk: Anzeichen der Entwicklung, die der Komponisten nehmen wird, existieren neben ein paar Ungeschicktheiten wie z. Bsp. im Hauptteil, dem Adagio molto e cantabile , das an Mozart denken lässt. Die Fantasia ist nicht ganz problemfrei, die Art, wie sie geschrieben ist, ist reichlich karg, und es gibt nur ganz wenige Angaben zur Dynamik. Dem Interpreten muss es daher gelingen, dasWerk zu „transzendieren“, ihm einen Sinn zu verleihen. Beim ersten Lesen habe ich gespürt, dass es viele interessante Dinge enthält, aber ich brauchte Zeit, um alles reifen zu lassen, um an den Farben zu arbeiten und umdie Phrasierung zu bestimmen – auch diesbezüglich gibt es nur sehr wenige Angaben. Es ist eine sehr bilderreiche Musik, die im Rahmen dieses Programms absolut Sinn ergibt. Sie findet ihren Daseinsgrund imVerhältnis zu den anderen Stücken. Danach dringen wir mit Pesson, Jaëll und Liszt in Tristans Welt vor … W. L.: So ist es. En haut du mât von Gérard Pesson eröffnet nach der ausgedehnten Fantasia einen neuen Horizont. Das Stück ist ganz und gar in den Ablauf des Programms eingebettet, denneshandelt sich jaumdas Lieddes Seemannsganzam Anfang des Ersten Aktes von Tristan und Isolde . Gérard hat hier keine Transkription geschaffen. Er hat sich die eigenartige Monodie, die Wagner komponiert hat, vorgenommen und sie dann harmonisiert. Dieses Stück stellt den Beginn eines um Tristan kreisendes Triptychons dar.

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